Schloss Englar. Unaufgeregte Exklusivität und der Charme des Zeitlosen.

Der anmutige Herrschaftssitz scheint in der Zeit stehen geblieben und thront über Bozen in der Gemeinde Eppan inmitten der besten Weinreben Südtirols.

„Der Baum ist nicht einmal so alt. Nur in etwa 100 Jahre“, entgegnet uns die Frau Gräfin Maria Khuen-Belasi auf unsere Begeisterung für die große, exotische Tanne im Innenhof des Schlosses Englar. Alles eine Frage der Relationen. Der anmutige Herrschaftssitz scheint in der Zeit stehen geblieben und thront über Bozen in der Gemeinde Eppan inmitten der besten Weinreben Südtirols. 1528 wurde er um den westlichen Teil erweitert und ist seit 1621 im Besitz der Familie der Grafen Khuen-Belasi, die es mit viel Liebe und Hingabe zu einem einzigartigen Klein-Hotel in den Alpen verwandelt hat.

7 Zimmer und eine Dachsuite laden zur Entschleunigung ein. Während wir auf der romantischen Gartenterrasse über dem wunderschönen Pool sitzen, hören wir nur einen Turmfalken rufen. Die historische Substanz strahlt Souveränität und Ruhe aus und verschmilzt mit der freundlichen Unaufgeregtheit der Gastgeber, die auch selbst hier leben. Man ist nicht in einem Schlosshotel, man ist zu Gast bei der Familie der Grafen Khuen-Belasi.

Graf Johannes Khuen-Belasi hat in den letzten Jahren den eigentlichen Schatz des Anwesens aktiviert – eine der besten Weinlagen der ganzen Region. Wir spazieren mit ihm durch die Weinreben zum gerade fertiggestellten, modernen Weinkeller. Die große Eingangstür wurde aus dem Holz eines der ältesten Bäume gefertigt, der erst kürzlich vom Blitz getroffen wurde und nun als edles Portal weiterlebt. Dort reift ein feines Weinsortiment, allen voran der Weißburgunder, für den die Region der Gemeinde Eppan bekannt ist. Dieser erreichte schon 2018 90 Punkte von Fallstaff und wenn man den leidenschaftlichen Ausführungen des Grafen zuhört, weiß man, das ist erst der Anfang. Pure Leidenschaft trifft wirtschaftliche Logik. 

Hatte man früher die Vinifizierung anderen überlassen, bleibt mit der Professionalisierung des Weinbaus wichtige Wertschöpfung im Schloss, dessen Instandhaltung und Weiterentwicklung eine stetige und kostenintensive Herausforderung ist.

 

Wir spazieren zurück zum Schloss, vorbei an freilaufenden Gänsen, der kleinen Pferdekoppel und der 1450 erbauten, gotischen Kirche, die zum Schloss gehört. Die gesamte Anlage überwältigt mit ihrer Erhabenheit und dem Charme des Zeitlosen.

Am Abend sitzen wir zusammen und trinken Blauburgunder, und zwar  im 200 m2 großen Rittersaal, in dem schon der deutsche Dichter Rainer Maria Rilke seinen Gedanken freien Lauf ließ und 1897 folgende Zeilen verfasste:

Später Weg. Die Hütten kauern und das dumpfe Dorf schläft ein. Große Türme seh ich dauern, weit aus weißen Blütenschauern wächst ihr Weltverlorensein. Abendbrand in brachen Zinnen, und der Wind fährt durch den Saal. Und für wen im Burghof drinnen Immer noch die Brunnen rinnen – Keiner weiß es dort im Tal!

Die historische Dimension der Mauern macht demütig und ist in unserer schnelllebigen Instant-Society von besonderer Wirkung. Hier Gast sein zu dürfen, ist alles andere als selbstverständlich, sind mehr und mehr Gebäude dieser Art inzwischen verschlossener Privatbesitz.

 

Am nächsten Morgen schwimmen wir ein letztes Mal im Pool und genießen das wechselnde Lichtspiel über den Weinhügeln, während sich Eidechsen am warmen Steinboden für den Tag bereit machen.

Dieser Ort verzaubert. Nicht nur mit seiner baulich sichtbaren Geschichte, sondern vor allem durch den Luxus der zurückhaltenden Exklusivität.

 

Lieber Johannes & liebe Maria Khuen-Belasi, wir fühlen uns im Geiste geadelt und freuen uns auf ein Wiedersehen!

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